Spendenrückmeldung: Bolivien – El Alto (7.000€), Kampf gegen Kinderprostitution

von eg
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Bolivien – El Alto, Vorsorge und Begleitung von jungen Mädchen im Bereich der Kinderprostitution, 2017 bis 2019

Adveniat Projektnummer 234-018/0479
Adveniat Fördersumme 60.000 Euro (Davon 7.000 € von Stiftung Sankt Elisabeth Eisenach gefördert)

Essen, 9. April 2020

Projektbeschreibung Die Stiftung Fundación Munasim Kullakita („Liebe dich selbst, Mädchen“) ist eine soziale Einrichtung  der Diözese El Alto. Sie entstand 2008 mit dem Ziel, sich um die am stärksten verwundbaren Gruppen zu kümmern und diese sozial und familiär zu integrieren.
Die Stiftung betreut vor allem junge Mädchen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren, die der Kinderprostitution ausgesetzt sind. Die Opfer wurden häufig in ihren Familien misshandelt, von ihnen verkauft oder sind vor ihnen auf die Straße geflohen.

Die einzelnen Aktivitätsfelder:

  1. Prävention
    Erzieher und Psychologen gehen in Schulen in den Regionen, in denen die meisten Fälle sexueller Gewalt an Minderjährigen vorkommen, sprechen mit Lehrern und Eltern und bilden Gruppen mit den älteren Jugendlichen, damit diese sich als Multiplikatoren des Themas annehmen und die Schülerinnen und Schüler sensibilisieren. Es werden ca. 1.200 Schülerinnen und Schüler erreicht.
  2. Arbeit auf der Straße
    Mitglieder des Projektes suchen die betroffenen Mädchen direkt auf der Straße auf und laden sie in das Zentrum der Stiftung ein, um sie zu begleiten und ihnen zu helfen.
  3. Zentrum der Stiftung
    Mädchen und Heranwachsende, die der Prostitution entkommen wollen, können in dem Haus wohnen und erhalten vielfältige Unterstützung (Unterkunft, Ernährung, Hygiene, Medikamente und Gesundheitsbehandlung, Ausbildungsangebote, schulische Unterstützung und psychologische Betreuung).
  4. Arbeit mit den Eltern
    Ziel ist, die Familienbeziehungen wiederherzustellen.
  5. Netzwerk
    Vernetzung mit anderen Institutionen aus diesem Bereich, aktive Lobbyarbeit zur Verbesserung der Gesetzeslage, Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation mit der Polizei.
  6. „Casa de la Ternura“
    Im „Haus der Zärtlichkeit“ bekommen zeitgleich 12 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 21 Jahren eine Starthilfe, müssen sich dann aber nach und nach selbst organisieren. Der Aufenthalt in dem Haus ist auf ein Jahr begrenzt, so dass es regelmäßig Neuaufnahmen gibt. Die Betreuung und Begleitung sind durch Fachpersonal sichergestellt.

Bericht des Projektverantwortlichen Arnold Ariel Ramirez Quiroga (Subdirektor der Fundación Munsasim Kullakita), März 2020:

Das Hauptmerkmal des durchgeführten Projekts war die Durchführung von vielfältigen Maßnahmen, um Mädchen und jugendlichen Frauen in El Alto zu helfen, die Opfer kommerzieller sexueller Ausbeutung und des Menschenhandels geworden sind. Sie sollen sich soweit wie möglich emotional erholen und sich wieder in ihre Familie und weitere soziale Kontexte eingliedern können.
Für ihre Aktivitäten koordiniert die Stiftung Munasim Kullakita sich mit verschiedenen nationalen und internationalen Netzwerken. Ziel ist es, dadurch möglichst aktiven Einfluss auf die Umsetzung von Programmen und auf die öffentliche Politik zu nehmen. In diesem Arbeitskontext ist es gelungen, nationale und internationale Akteure in die durchgeführten Arbeitsprozesse einzubinden.
Während der Umsetzung des Projekts entwickelte sich im Lauf des Jahres 2019 ein großer politischer Konflikt in Bolivien (Auslöser war die Präsidentschaftswahl), der die Durchführung der Aktivitäten in El Alto etwa zwei Monate lang massiv erschwerte (vor allem im Oktober und November).
Die politischen Auseinandersetzungen führten zu einer nationalen politischen Veränderung, u.a. den Wechsel mehrerer Behörden, mit denen die Aktionen koordiniert worden waren. So waren im Dezember Treffen und Lobbying-Prozesse mit diesen Behörden notwendig.
34 Mädchen und Jugendliche, die Opfer kommerzieller sexueller Ausbeutung geworden sind, erhielten eine umfassende Betreuung. Jetzt wissen sie um ihre Menschenrechte und sie sind zunehmend in der Lage, eigene Pläne zu entwickeln, ohne weiterhin Gewalt ausgesetzt zu sein. Darüber hinaus hat die Unterstützung von Adveniat diverse institutionelle Prozesse zur positiven Weiterentwicklung der Fundación Munasim Kullakita ermöglicht.

Von Adveniat finanziert: Medien und Lebensmittel für Workshops und fallbezogenen Treffen, Verbrauchsmaterialien für Computer und Küche, Reisekosten für Workshops und Koordinations-Treffen, Transportkosten für Personal im Zusammenhang mit den konkreten Aktivitäten zur Wiedereingliederung der Kinder und Jugendlichen (Streetwork, Kontakte mit Familien, Arbeitsplatzfragen, medizinische Themen u.a.), Lebensmittelkauf, Elektrizität und Wasserversorgung für das Unterbringungshaus, Honorare im Zusammenhang mit der Ausbildung der Kinder und Jugendlichen.

Zusammenfassung:

  • 34 Mädchen und Jugendliche wohnten 2019 im Aufnahmehaus und hatten somit u.a. Zugang zu Gesundheitsdiensten, z. B. die Überweisungen an Krankenhäuser und zur zahnärztliche Versorgung.
  • 267 individuelle psychologische Betreuungsdienste wurden durchgeführt.
  • 50 Familienunterstützungsprozesse für Besuche und soziale Untersuchungen für die Rückkehr in ihre Familien konnten initiiert und durchgeführt werden.
  • 25 Mädchen absolvierten eine technische Ausbildung (z. B. in der Bäckerei).
  • 18 der 34 bis Ende 2019 unterstützten Frauen kehrten zu ihren Familien zurück.
  • Im „Rotlicht-Bezirk“ von El Alto wird durch die Munasim Kullakita ein mobiles Zelt eingesetzt („Carpa Movil“), so dass gezielt Kontakt zu Mädchen und Jugendlichen aufgenommen werden kann, die kommerziell sexuell ausgebeutet werden. Ihnen wird Beratung angeboten z. B. zur Abstimmung mit anderen Institutionen, zur Förderung der Kommunikation mit den Familien und zur freiwilligen Aufnahme zum Schutz der Mädchen in das Übergangsheim.
  • 15 der 34 Fälle wurden dem Kinder- und Jugendombudsmann in El Alto gemeldet, der gemeinsam mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft ein offizielles Ermittlungsverfahren einleitete. Das sind knapp 50 % der Fälle, die durch die Munasim Kullakita begleitet wurden. Im nationalen Durchschnitt Boliviens werden nur ca. 10 % aller Fälle sexueller Ausbeutung behördlich verfolgt.

 

Link zum Berichts-PDF von Adveniat

 

Link zur Fundacion Munasim Kullakita in El Alto – Bolivien

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