In Bolivien sind die Auswirkungen im Gesundheitssystem besonders schlimm.
CORONA: Krankenhäuser nehmen oft keine Patienten mehr auf. In den vergangenen Wochen starben mindestens zehn Menschen in der Öffentlichkeit oder vor den Türen von Krankenhäusern an Corona. Die Menschen in Achacachi werden kaum aufgeklärt wie sie sich schützen können: Händewaschen, Verwendung einer Maske, Abstandsregelung und präventive Isolierung im Falle von Atemwegssymptomen.
PROJEKT:
COVID19: Präventionsarbeit und Ausgabe von Schutzmaterialien für die indigene Bevölkerung in Achacachi (Hochland La Paz / BOLIVIEN)
Worum geht es in diesem Projekt?
In Bolivien leben 10 Millionen Menschen, von denen über zwei Drittel Indigenas sind. Das Land ist etwa dreimal so groß wie Deutschland. Mehr als 60% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.
Projektort ist die Region Achacachi. Die Gemeinde Achacachi (rund 50.000 Einwohner) ist politisch und administrativ in 11 Kantone und 176 Gemeinden unterteilt. Die Kreisstadt Achacachi (rund 9.000 Einwohner) liegt auf einer Höhe von 3.854 m am Ostufer des Titicacasees, 96 Kilometer nördlich von La Paz. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 11 °C.
Antragsteller des vorliegenden Projektes ist die Organisation „La Bondad“. Eines ihrer aktiven Mitglieder ist die Antragstellerin Schwester Alheni Fabiola der OFS. Sie, von Beruf Ärztin, trägt mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit dazu bei, die Menschen vor Ort medizinisch zu unterstützen. Weiterhin ist hier auch die Bewegung Gerechtigkeit und Frieden der OFM Provinz aktiv.
Die seit dem 22. März 2020 geltenden Quarantäne-Maßnahmen Boliviens wurden erneut verlängert und gelten vorerst bis zum 31. Juli 2020 verlängert. (Auswärtiges Amt, StandJuli 2020).
Fast überall auf der Welt sind die Gesundheitssysteme wegen der Corona-Krise überlastet. In Bolivien ist es besonders schlimm: Krankenhäuser nehmen oft keine Patienten mehr auf. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) hat „gravierende Mängel“ im Gesundheitssystem Boliviens kritisiert. In den vergangenen Wochen starben mindestens zehn Menschen in der Öffentlichkeit oder vor den Türen von Krankenhäusern an den Folgen einer Coronavirus-Infektion. Laut John Hopkins hat Bolivien (stand 10.7.20) 44.113 Infizierte und 1.638 Tote, aber die Dunkelziffer ist viel höher.
Der Antragsteller schreibt: „Zu dieser Jahreszeit beginnt in Bolivien der Winter, und im Hochland von Bolivien sinken die Temperaturen erheblich, insbesondere zwischen Mitte Juni und August. Die Atmosphäre ist kalt und trocken. Diese klimatischen Faktoren verstärken den Ausbruch von akuten Atemwegsinfektionen und allergischem Asthma, so dass das vorliegende Projekt von wesentlicher Bedeutung ist. Selbst im Falle einer Infektion durch Covid 19 können 80% der Fälle ambulant und zu Hause isoliert behandelt werden, sofern sie den Rat eines Arztes haben, der die Situation permanent beurteilen kann. Das an diesem Projekt beteiligte Gesundheitspersonal wird diese Aktivität in den Gemeinden entwickeln und begleiten.“
Die Corona-Pandemie breitet sich in Bolivien immer stärker aus und besonders auf dem Land gibt es viel zu wenig medizinische Hilfe. Viele Kranke sind sich selbst überlassen. Um das Gesundheitssystem von Achacachi ist es nicht besonders gut gestellt. Es gibt ein Krankenhaus und 18 Gesundheitszentren. In der gesamten Gemeinde gibt es keine Ärzte, die sich auf die Behandlung von Patienten mit kritischen Herz-Lungen-Erkrankungen spezialisiert haben, noch Intensivstationen oder ausreichenden Schutz gegen COVID 19. Das nächstgelegene Krankenhaus, das COVID 19 zumindest behandeln könnte, ist das Hospital del Norte in der Stadt El Alto – mehr als 1 Stunde mit dem Krankenwagen entfernt. Ende April wurde der erste Fall von Covid 19 in der Gemeinde Achacachi bestätigt.
Warum ist Hilfe wichtig?
Die Menschen in Achacachi werden auch kaum aufgeklärt wie sie sich zu schützen haben: Händewaschen, Verwendung einer Maske, Abstandsregelung und präventive Isolierung im Falle von Atemwegssymptomen. Die Menschen zögern aus Unkenntnis, die Gesundheitszentren zu besuchen.
Ziel des Projekts ist es, „unter den am meisten gefährdeten Familien in der ländlichen Gegend der Gemeinde Achacachi die Prävention vor Covid-19-Infektionen durch die Anwendung von Sanitären Schutzmaßnahmens und durch Aufklärung zu fördern. Der Antragsteller schreibt: „Es wird immer deutlicher, dass der durch Covid 19 verursachte Notfall in armen Ländern mit schwachen Krankenhaussystemen wie Bolivien nur dann erfolgreich bekämpft werden kann, wenn die Ausbreitung der Infektion so weit wie möglich eingedämmt wird. Der Schwerpunkt der Strategie muss Aufklärung leisten und auf Förderung der Prävention liegen.“ Damit die Information an alle gelangt, wird die gesamte Information zweisprachig (Aymara und Spanisch) und hauptsächlich grafisch sein. Es werden Flyer und Plakate hergestellt und die lokalen Radiosender werden mit eingeplant, da das Radio hier das wichtigste Kommunikationsmittel ist.
Die Mitarbeiter von „La Bondad“ werden zusätzlich in jeder der Gemeinden von Haus zu Haus gehen, um den Menschen die Informationen zu geben (die Häuser sind weit voneinander entfernt). Während der Besuche wird den Menschen auf praktische Weise gezeigt, wie man eine z. B. korrekte Desinfektion der Kontaktflächen und gutes, richtiges Händewaschen durchführt. Zu diesem Zweck wird ein Hygienekit verteilt, und den Familien wird gezeigt, wie sie es benutzen müssen. Jedes Kit enthält u. a. Seife, 1 Handtuch, wiederverwertbarer und waschbarer Mundschutz für alle Mitglieder der Familie, Bleichmittel und Waschmittel. Zusätzlich werden in den Gemeinschaftshäusern der einzelnen Gemeinden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden und Kaziquen Schulungs-Workshops durchgeführt.
Begünstigte
4.574 indigene Familien (rund 27.000 Menschen) in der ländlichen Gegend von Achacachi
Maßnahmen
Versorgung von armen Familien mit Hygieneartikeln sowie Wissensvermittlung über die richtige Anwendung und Handhabung der notwendigen Hygienemaßnahmen
Partner: Missionszentrale der Franziskaner
Partner: Missionszentrale der Franziskaner – Orden Franciscana Seglar OFS, Bolivien / Nichtmitglied
Projekttitel: COVID19: Präventionsarbeit und Ausgabe von Schutzmaterialien für die indigene Bevölkerung in Achachachi im Hochland von Bolivien
Projekt Nr.: 20674
Projektdauer: 6 Monate
Spende: 5.000 € (August 2020 – Stiftung Sankt Elisabeth zu Eisenach)
Weitere Bilder:
Quelle: Missionszentrale der Franziskaner